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Deine Lerngruppe im Studium

Deine Lerngruppe im Studium

Finde deine persönlich passende Gruppe und nutze sie sinnvoll!

Lerngruppen bestehen meist aus zwei bis vier Personen, die sich auf die eine oder andere Art und Weise zum Lernen verabreden. Aber was genau bedeutet in diesem Zusammenhang eigentlich Lernen? Ist es genug, einfach nur nebeneinander zu sitzen und sich den Stoff anzusehen, den ihr vorher gemeinsam festgelegt habt oder müsst ihr euch gegenseitig stundenlang mit Fragen bombardieren, damit ihr am Ende eine erfolgreiche Lernsession hattet? Hier kommen fünf Tipps, wie deine Lerngruppe dir den Lernweg erleichtert und nicht erschwert.

Tipp Nr.1: Auf deinen Lerngruppen-Charakter kommt es an.

Du hast das Gefühl, in deiner Lerngruppe unter zu gehen, weil du nicht zu Wort kommst oder dich nicht traust, etwas zu sagen? Vielleicht gehörst du zu den introvertierten Studentinnen dieser Welt, die sich Zeit nehmen, eine Antwort zu formulieren und die im Gegensatz zu Extravertierten (Ja, das heißt wirklich so und wird nur umgangssprachlich als Extrovertiert bezeichnet.) nicht beim Sprechen denken.

Das ist wohl einer der häufigsten Fehler in einer Lerngruppe: Die falschen Lernpartner. Für Extravertierte gilt ganz grundsätzlich, dass sie durch den Kontakt mit anderen Menschen Energie tanken und ihre Gedanken im Gespräch bilden. Ihnen kann eine Lerngruppe ungemein helfen, in der es vor allem um das gegenseitige Abfragen aber auch Präsentieren von Schlussfolgerungen geht.

Introvertierte profitieren eher von einer kleinen Gruppe. Für sie ist ein Lernpartner statt einer ganzen Lerngruppe meist besser. Häufig brauchen sie auch gar keinen Lernpartner. Wenn du zu den Introvertierten Studentinnen gehörst und eine Lerngruppe in Betracht ziehst, wähle deine Lernpartnerin oder deinen Lernpartner mit Bedacht. Zwei Introvertierte zusammen können sich eventuell nicht ausreichend gegenseitig aus der Reserve locken. Eine extravertierte Lernpartnerin redet dich vielleicht schnell in Grund und Boden.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Es gibt kein Schwarz und Weiß bei dieser Einordnung. Es handelt sich bei der Frage, ob du introvertiert oder extravertiert bist nicht um eine richtig oder falsch Entscheidung. Die beiden Begriffe beschreiben die extremen Enden einer Persönlichkeitsdimension. Wir sind alle sowohl introvertiert als auch extravertiert. Dein persönliches Pendel schlägt nur vermutlich mehr in die eine als in die andere Richtung.

Deshalb ist es vor allem wichtig, auf deinen Bauch zu hören: Wenn du dich in einer großen Lerngruppe unwohl fühlst, verlasse die Gruppe wieder. Es gibt keinen Grund, dich zu quälen. Wenn du das Gefühl hast, nur im Gespräch mit anderen weiter zu kommen, dann mach genau das und suche dir möglichst gleich Gesinnte.

Es geht nicht darum, beste Freunde zu finden. Es geht darum, deiner Vision von Erfolg näher zu kommen.

Tipp Nr.2: Auf deinen persönlichen Lern-Fortschritt kommt es an.

Eine Lerngruppe funktioniert am besten, wenn du das Gefühl hast, von deinen Lernpartnern noch etwas lernen zu können. Umgekehrt gilt das für diese allerdings auch. Ihr solltet euch gegenseitig auf gut Deutsch nicht dümmer machen.

Aus diesem Grund empfehle ich dir, entweder eine Lernpartnerin oder einen Lernpartner zu suchen, die vom Wissensstand etwa gleich auf ist, oder gleich zwei Lerngruppen zu bilden: Eine, in der du etwas von anderen Lernen kannst, weil diese dir ein My voraus sind und eine, in der du die erklärende Rolle übernimmst und dein Wissen teilen musst. Die erste Gruppe motiviert dich hoffentlich, über deinen Tellerrand heraus zu blicken und die zweite sorgt dafür, dass du dein Wissen einfach erklären kannst und es dadurch auch besser behältst. In einer Lerngruppe mit etwa vier Leuten ist übrigens meistens schon beides vorhanden und es genügt eine Gruppe. Dann solltest du aber auch gut mit der Anzahl der Lernenden umgehen können (siehe Tipp Nr.1).

Tipp Nr.3: Auf eure Lerngruppen-Ziele kommt es an.

Setzt euch messbare Ziele. Mit der beliebten SMART-Methode, die in den 50er Jahren von Peter Drucker entwickelt wurde, könnt ihr gemeinsam messbare Ziele festlegen, auf die ihr hin arbeiten könnt. Die Abkürzung SMART steht für:

S: Spezifisch (specific)

Fasst eure gemeinsamen Lernziele in einem prägnanten Satz zusammen. Es genügt nicht, wenn ihr euch pauschal vornehmt, gemeinsam besser zu werden oder ähnliches.

M: Messbar (measurable)

Definiert ein messbares Ziel. Etwa: Wir wollen 95 % der Multiple-Choice-Fragen im ersten Anlauf richtig beantworten können.

A: Attraktiv (achiveable)

Wenn euer Ziel erreichbar (achievable) ist, seid ihr eher motiviert, es auch bei Widerständen oder Rückschlägen weiter zu verfolgen. Eure Ziele sollten euch herausfordern, aber auch möglich sein. Formuliert man ein Ziel positiv, also attraktiv, ist es eher geeignet, auch schwere Zeiten zu überstehen.

R: Relevant

Eure Ziele müssen euch jeweils persönlich wichtig sein. Jedes Mitglied der Lerngruppe ist hier wichtig: Wenn ein Ziel nur für einen von euch irrelevant ist, wird das die gesamte Lerndynamik ausbremsen.

T: Terminiert (time bond)

Eure Ziele sollten ein klar definiertes Enddatum oder eine klar definierte Enduhrzeit haben. Danach könnt ihr überprüfen, ob ihr eure Ziele erreicht habt und entscheiden, wie es dann weiter geht.

Wenn ihre gemeinsame Lernziele festgelegt habt, stellt einen entsprechenden Lernplan auf, der euch Schritt für Schritt auf eurem Weg zum Ziel begleitet. Legt im Voraus regelmäßige Treffen fest und plant jeweils individuelle Vor- und Nachbereitungszeiten ein.

Tipp Nr.4: Auf den richtigen Lernort kommt es an.

Ich weiß es noch wie gestern: Ich habe mich jedes Mal auf die Lerngruppe im Café gefreut: Der Cappuccino machte mich wach und das Stück Kuchen war köstlich. Was ich da gelernt habe? Dass Lerngruppen teuer sein können. Spaß beiseite: Am Ende einer Lernsession hatte ich zwar das Gefühl, etwas geschafft zu haben, tatsächlich hatte ich aber meistens einfach nur einen netten Nachmittag mit Freunden verbracht. Wir haben uns sicherlich auch über das jeweilige Lernthema unterhalten. Aber gemütlich bei Kaffee und Kuchen lässt sich eben auch wunderbar plaudern, vor allem wenn der Ort, an dem man das tut eigentlich nicht zum Lernen gedacht ist.

Versteht mich nicht falsch: Meine Lerngruppe im Referendariat bestand auch aus einer Menge Kaffee und häufig einer Kleinigkeit zu essen. (Heute würde ich letzteres ziemlich sicher und ersteres vielleicht weglassen.) Aber wir haben uns nie zum Lernen in einem Café getroffen, sondern zu Hause. An einem richtigen Tisch mit richtigen Stühlen und ohne Hintergrundmusik oder -geräusche.

Das Setting war aufs Lernen ausgelegt. Nicht auf ein nettes Gespräch. Natürlich haben wir uns auch nett unterhalten. Noch heute bin ich mit meinem Lernpartner befreundet. Aber wenn wir uns zum Lernen verabredet haben, lagen Stift und Papier auf dem Tisch bereit und grundsätzlich keine Knabbereien. Währenddessen sprach uns niemand an, weil wir nicht in einem öffentlichen, sondern einem geschützten Raum saßen.

Wählt euren Lernort mit Bedacht. Ihr signalisiert eurem Gehirn bereits mit dem Setting, dass ihr jetzt konzentriert Lernen werdet. Es muss nicht immer der gleiche Ort sein. Aber es sollte nicht der Ort sein, an dem ihr normalerweise zum Chillen hin geht.

Tipp Nr.5: Auf gemeinsame Lerngruppen-Regeln kommt es an.

Ihr solltet euch außerdem ein Regelwerk geben, an dem ihr festhalten könnt. Und nein, ihr müsst jetzt keinen schriftlichen Vertrag dafür aufsetzen. Ich bin zwar Volljuristin, verrückt bin ich aber nicht. Was ich meine ist viel simpler: Einigt euch zum Beispiel darauf, während einer Lerneinheit die Handys in den Taschen zu lassen und auf lautlos zu stellen. Sinnvoll kann es auch sein, vorher Umgangsregeln festzulegen, wenn du selber schon das Gefühl hast, eher sensibel und empfindlich auf vielleicht ungewollt harsche Kritik zu reagieren. Vielleicht wollt ihr auch etwas wie “Keine Snacks vor der zweiten Abfragerunde” oder ähnliches festlegen.

Bevor ihr anfangt zu lernen, solltet ihr einmal gemeinsam im Kopf durchspielen und besprechen, wie eine Lernsession aussehen wird. Dabei werdet ihr schnell auf den ein oder anderen Punkt stoßen, der euch erwähnenswert und klärungsbedürftig erscheint. Wichtig ist vor allem, dass ihr ehrlich und höflich miteinander seid. Dabei können feste Regeln helfen.