Mentale Gesundheit
Das Impostersyndrom…

Das Impostersyndrom…

… ist nichts für mich. Warum auch du es aus deinem Kopf verjagen solltest.

Zugegeben, dass du Selbstzweifel aus deinem Kopf verjagen solltest, dürfte nicht länger erklärungsbedürftig sein. Anders ist das mit dem “Wie?”. Einfach ist es nicht, die Impostersyndrom-Stimme in deinem Kopf in ihre Schranken zu verweisen. Das weiß ich. Und wenn du zu sehr unter deinen Selbstzweifeln leidest, solltest du du dir professionelle Hilfe suchen. Mein Rat ist an dieser Stelle ein persönlicher. Ich bin weder Ärztin noch Psychologin.

Hier kommen fünf Tipps, die dir helfen, deine Selbstzweifel zu bändigen. Wahrscheinlich bist du kein Hochstapler, sondern leidest einfach nur unter dem Impostersyndrom. Studien zu Folge leiden etwa 62 % aller Wissensarbeiter daran. Dazu gehörst du als Studentin auch.

Tipp Nr. 1: Fakten über Gefühle. Das Impostersyndrom interessiert sich selten für Tatsachen.

Befasse dich immer wieder mit den Tatsachen. Du bist Studentin? Dann hast du mit großer Wahrscheinlichkeit dein Abitur geschafft. Mit welcher Note? War dein Studiengang NC-frei oder musstest du bestimmte Voraussetzungen erfüllen? Ja? Toll. Die hast du offensichtlich gemeistert. Die letzte Klausur lief gut? Gut! Das ist eine Tatsache und kein Hirngespinst.

Sich immer nur auf die Fakten zu konzentrieren, klingt allerdings viel leichter, als es ist. Grund dafür ist ein eingebauter Filter unseres Gehirns, der dafür sorgt, dass wir die Welt selten so sehen, wie sie ist. Dieser Filter ist bei jeder von uns unterschiedlich ausgeprägt. Die Feineinstellungen werden durch Erfahrungen justiert. Je öfter wir zum Beispiel etwas auf die eine oder andere Art erleben, desto eher werden wir eine ähnliche Situation genauso einordnen.

Das liegt an der sogenannten Plastizität unseres Gehirns. Jedes mal, wenn wir etwas Lernen, verknüpfen wir ein paar Nervenzellen. Am Anfang sind das vielleicht kleine Trampelpfade im Gehirn, je öfter wir diese Nervenbahn nutzen, desto größer wird der Trampelpfad. Irgendwann haben wir eine Autobahn. Und diese Autobahn benutzen wir dann ganz automatisch. Mit Lernen ist an dieser Stelle nicht das formelle Lernen gemeint, sondern das Alltagslernen. Du lernst jede Sekunde deines Tages. Jede Erfahrung, jeder Eindruck wird von deinem Hirn verarbeitet und du lernst ganz automatisch etwas dabei. Häufig spiegelt sich das dann leider in negativen inneren Glaubenssätzen wieder, die deine Wahrnehmung der Fakten beeinträchtigen. Übe, die Dinge so zu sehen, wie sie sind und nimm deinem Impostersyndrom so den Wind aus den Segeln.

Tipp Nr. 2: Sprechen. Das Impostersyndrom einfach wegquatschen?

Trau dich deshalb und sprich mit anderen Personen, die dir zuhören und dich unterstützen wollen. Auch deren Einordnung der Fakten kann für dich hilfreich sein. Aber vor allem die verbale Kommunikation deiner Gefühle kann erleichternd wirken. Wichtig ist dabei nur, dass du eine Vertrauensperson findest, die dich anhört und nicht mit toxischer Positivität überrollt. Es hilft dir mit Sicherheit nicht, wenn jemand einfach nur sagt: “Sieh doch mal das Gute in der Situation: So bist du immerhin immer etwas fleißiger als der Rest und am Ende bestimmt viel erfolgreicher als alle anderen.” Selbst wenn dieser Satz vielleicht objektiv sogar stimmt, wirst du ihm subjektiv nie zustimmen können. Erfolg ist etwas persönliches, das sich meiner Meinung nach nur bis zu einem gewissen Grad objektiv an Noten messen lässt. Du musst dich wohl fühlen in deinem Leben und mit deinem Erfolg. Deine Vertrauensperson sollte das verstehen und dich unterstützen. Wenn das nicht der Fall ist, such dir jemand anderen.

Vielleicht hilft es dir auch, eine Lerngruppe zu bilden. Wie du das am besten machst, erfährst du hier.

Tipp Nr. 3: Schreiben. Imposter… was? Sammle deine Gedanken.

Oder schreibe dir deine Gefühle von der Seele. Alles, was dich beschäftigt, ungefiltert auf ein Blatt Papier zu schreiben, kann ebenfalls sehr entspannend wirken. Ich habe selber die Erfahrung gemacht, dass die “Probleme” zusammengefasst auf Papier von Elefantengröße im Kopf auf Mäusegröße geschrumpft sind. Du visualisierst einmal, was dich beschäftigt. Dadurch wird es im wahrsten Sinne greifbar und ist nicht mehr abstrakt. Das kannst du auch für einen Faktencheck nutzen. Mache dir zum Beispiel eine Tabelle und schreibe auf die linke Seite Sorgen. Und dann versuchst du, auf der rechten Seite, jeder Sorge mindestens eine Tatsache entgegen zu setzen.

Tipp Nr. 4: Fehler ist ein Anagramm von Helfer. Dein Impostersyndrom hat das nur noch nicht erkannt.

Fehler gehören dazu. Sie bedeuten nicht, dass du etwas nicht verdienst oder nicht kannst. Sie kommen vor, weil sie oft unvermeidbar sind. Du bist nach einem Fehler immer noch genauso viel wert, wie vorher. Erinnerst du dich, wie Lehrer in der Schule immer wieder betont haben, es gäbe keine falschen Fragen. Und wir uns dann alle trotzdem nicht getraut haben, weil wir nicht wollten, dass die Klasse uns für doof hält. Schluss damit. Wenn wir alle ein paar mehr unserer Fehler und Fehlbarketen zugeben würden, könnten wir so viel voneinander lernen. Fehler helfen, weil wir im Nachhinein wissen, wie man etwas nicht macht. Erinnere dich an die Plastizität des Gehirns: Du hast automatisch etwas gelernt, auch wenn es vermeintlich das Falsche war. Irgendwann hilft dir dieses Wissen vielleicht.

Tipp Nr. 5: Spaß. Passt das Hochstaplergefühl überhaupt in deinen Lebensplan?

Du hast immer nur die Möglichkeit, im aktuellen Moment das zu tun, was dir am wichtigsten erscheint. Denk mal einen Moment darüber nach: Letztlich haben wir alle nur begrenzte Zeit auf dieser Welt. Auch mit Anfang 20 ist das schon so. Zeit ist keine Ware, die wir tauschen oder verkaufen können. Wir können sie nicht einmal zu 100 % selbstständig verplanen, weil viel zu oft unerwartete Ereignisse dazwischen kommen. Es sollte nicht “Nutze den Tag” sondern “Nutze den Moment” heißen.

Wenn du immer bewusst entscheidest, welcher Schritt am nächstwichtigsten ist, kannst du dir am Ende des Tages keine Vorwürfe machen, Zeit für etwas verschwendet zu haben. Mache, was dir Freude und Spaß bereitet. Dabei bist du kein Hochstapler, sondern einfach du selbst. Du hast nämlich das Recht dazu, zu tun, was dir Spaß macht. Solange du damit niemand anderen verletzt, ist alles erlaubt. Das Impostersyndrom kannst du mit dieser Lebenseinstellung getrost beiseite lassen.