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Lernplan erstellen – was du wissen solltest

Lernplan erstellen – was du wissen solltest

Sieben Tipps, um Prokrastination zu vermeiden und deinem Studienerfolg mithilfe eines Lernplans näher zu kommen

Die Prüfungsphase rückt näher und du spürst schon bei dem Gedanken an die Stoffmenge, wie deine Hände anfangen zu schwitzen? Vielleicht hast du dir dieses Semester vorgenommen, wirklich kontinuierlich zu lernen und jetzt stellst du fest: Es hat wieder nicht geklappt. Hier kommen drei Last-Minute Tipps, wie du einen Lernplan erstellst, der deinen Bedürfnissen entspricht.

Tipp Nr. 1: Visualisiere den Stoff für deinen Lernplan.

Als ich mein zweites juristisches Staatsexamen schreiben sollte, fiel mir gute acht Wochen vor dem Termin auf, dass ich gewaltig im Rückstand war. Gefühlt hatten alle um mich herum schon viel mehr gelernt und ich war die einzige, die den Sommer genossen hatte und viel Zeit in den Kanzleinebenjob investiert hat. Das war natürlich nicht so. Als Faustformel kannst du dir merken, dass es allen anderen genauso geht wie dir. Und bei Abschlussprüfungen fühlen sich die wenigsten gut vorbereitet. Als der Tag der ersten Klausur kam, fühlte ich aber genau das. Ich war gut vorbereitet. Wie ich dieses Gefühl erreicht habe?

Ich habe mir einen Lernplan erstellt und mich dann daran gehalten. Tipp Nr. 2 verrät dir, wie auch du es schaffen kannst, deinen eigenen Plan einzuhalten.

Mein erster Schritt: Ich habe alles, was ich lernen wollte/musste aufgeschrieben. In meinem Fall konnte ich einfach die juristische Prüfungsordnung abschreiben. Bei Semesterabschlussklausuren kann auch eine Kursinhaltsübersicht als Ausgangspunkt dienen. Oder das Inhaltsverzeichnis eines Lehrbuchs. Wichtig ist, dass du dir einmal deutlich vor Augen führst, was eigentlich alles dazu gehört.

Dann nimmst du dir einen Stift und markierst die Inhalte, die du schon kannst. Für diese Inhalte musst du später wesentlich weniger Zeit einplanen. Jetzt bleibt noch das stehen, was in den nächsten Monaten, Wochen oder vielleicht sogar nur Tagen in deinen Kopf rein soll.

Tipp Nr.2: Benutze deinen Kalender so früh wie möglich.

Vielleicht stellst du jetzt fest, dass du eigentlich schon ziemlich viel kannst und die Panikattacke nicht ganz berechtigt war. Vielleicht bemerkst du aber auch, dass der Stoff ein riesiger Berg ist, den du erklimmen solltest. Bergsteigen ist anstrengend. Über ein paar Hügel spazieren wesentlich leichter. Deshalb nimmst du dir jetzt einen Kalender und zählst die Tage, die dir noch bis zur Prüfung bleiben. Dabei lässt du Freitage, Samstage und Sonntage aus. Wenn du nur noch sehr wenig Zeit hast, solltest du nur Sonntage nicht mitzählen. Es geht hier nicht darum, dass du immer von Montag bis Donnerstag lernst und dann ein langes Wochenende hast. Aber du brauchst genügend Tage, um Erlerntes einfach nur zu wiederholen und außerdem Ruhetage. Je früher du planst, desto eher kannst du eine Viertagewoche einplanen.

Bei meinem Beispiel: Ich hatte acht Wochen bis zum meinem zweiten Staatsexamen. Das sind 32 Tage. 32 Tage, an denen ich Lernen und Wiederholen wollte. Also habe ich meine selbst erstellte Stoffübersicht wieder zur Hand genommen und die Inhalte in 32 Blöcke eingeteilt. Dabei habe ich für die bereits bekannten Gebiete wesentlich weniger Zeit eingeplant als für die neuen. Wie viel Zeit du jeweils einplanen musst, hängt natürlich vom Inhalt hab.

Dazu nur zwei allgemeine Hinweise, die ich als hilfreich empfunden habe:

Das Pareto-Prinzip

Die meisten von uns sind im Internet oder bei einer Buchlektüre sicherlich schon einmal auf den Begriff Pareto-Prinzip, oder die etwas griffigere Umschreibung 80/20-Methode gestoßen. Die Bezeichnung als Pareto-Prinzip ist zurückzuführen auf den Entdecker Vilfredo Pareto (1848–1923). Er kam zu der statistischen Erkenntnis, dass 80 % der Ergebnisse sich mit 20 % des Aufwands erreichen lassen. Die restlichen 20 % des Ergebnisses bedürfen 80 % des Aufwands. Im Studium kannst du dieses Prinzip wunderbar beim Lernen von Nebenfeldern anwenden. Dabei solltest du zwar immer deine persönlichen Ziele im Hinterkopf behalten (Wer Bestnoten haben will, wird sich nicht mit 80 % zufrieden geben), aber es ist doch ausgesprochen unwahrscheinlich, dass in deiner Prüfung wirklich jedes Detail deiner Stoffübersicht abgefragt wird.

Wieder zurück zu meinem Beispiel: In Bayern wurde 2017 Steuerrecht im zweiten juristischen Staatsexamen mit einer Klausur geprüft. Eine Klausur, für die ich ohne größere Probleme wochenlang hätte lernen können. Man darf in diesem Zusammenhang daran denken, dass Steuerberater eine jahrelange Ausbildung durchlaufen, um ihren Berufsabschluss zu erlangen. Insgesamt bestand meine Prüfung aber aus elf Klausuren. Für 1/11 meiner gesamten Prüfung konnte ich nicht mehrere Wochen Lernen einplanen. Ich habe mich auf die Grundlagen fokussiert und mir zwei Tage dafür gegeben. Mehr nicht. Zwanzig Prozent für “Vier gewinnt” (Juristen wissen genau, was ich meine.).

Mut zur Lücke

Ja, manche Dinge musst du vielleicht gar nicht Lernen. Studieren bedeutet in weiten Teilen, Verständnis für die Thematik aufzubauen und diese Themen dann anwenden zu können. Verständnis baust du durch Grundlagen auf, nicht durch Detailwissen, das du mühsam auswendig lernst. Je weniger Zeit du hast, desto radikaler kannst du den Rotstift nehmen und Themenblöcke streichen, die im Grunde nur Anhänge oder Weiterführungen zu bereits Erlerntem sind. Lernen bedeutet auch, zu lernen, das Wichtige von dem Unwichtigen zu unterscheiden. Wichtig: Es gibt hier kein Patentrezept, das sich auf alle Studiengänge übertragen lässt. Im Gegenteil: Nur du weißt, was du weglassen kannst und was nicht. Je weiter du in deinem Studium bist, desto eher hast du ein Gefühl dafür und kannst mutiger mit dem Rotstift sein.

Tipp Nr.3: Lege dir einen Lernplan an, der zu dir passt.

Du weißt jetzt, was du in wie viel Zeit lernen willst und welche Themenabschnitte du jeweils an einem Tag lernen und wiederholen willst. An dieser Stelle hast du mehrere Möglichkeiten:

Du könntest dir jetzt einen Kalender nehmen und feste Studientage und Lernzeiten eintragen. Du könntest dir einen Stundenplan schreiben, an den du dich dann hältst. Du könntest so viele Dinge tun und dann grandios scheitern, weil du nicht den richtigen Weg für dich findest. Bei der Studienstart Academy geht es aber genau darum: Deinen individuellen Lernweg zu finden, der tief in deiner Persönlichkeit verwurzelt ist. Für die Frage, ob du dich an deinen Lernplan halten wirst, lohnt sich ein Blick in die von Gretchen Rubin entwickelten “Hapiness-Typen”. Persönlich mag ich diese Übersetzung der im Original als “Four Tendencies” bezeichneten Persönlichkeitstypen übrigens überhaupt nicht. Es klingt total verniedlichend, obwohl es super hilfreich auch in ernsten Lebensbereichen ist. Letztlich geht es bei dem Modell um die Frage, wie du auf innere und äußere Erwartungen reagierst.

Vier Hapiness-Typen nach Gretchen Rubin

Kurz runter gebrochen lassen sich die von Gretchen Rubin erarbeiteten Typen wie folgt beschreiben.

  • Pflichterfüllerin Die Pflichterfüllerin erfüllt sowohl innere als auch äußere Erwartungen ohne Probleme. Es fällt ihr leicht, eigene Bedürfnisse zu kennen und eine Balance zwischen der Erfüllung dieser Bedürfnisse und der Erfüllung fremder Erwartungen zu finden. Problematisch sind für diesen Persönlichkeitstyp Planänderungen und Pflichtverletzungen, die zu Frustration führen können.
  • Hinterfragerin Die Hinterfragerin erfüllt letztlich nur innere Erwartungen, weil zuvor alles jederzeit in Frage gestellt wurde. Erst wenn dieser Persönlichkeitstyp versteht, warum er etwas machen sollte und diese Begründung innerlich mitträgt, erfüllt er eine Erwartung. Gefährlich ist für diesen Typen sich in Recherchen und Nachfragen zu verlieren und so nicht ins Handeln zu kommen.
  • Teamplayerin Die Teamplayerin erfüllt überwiegend Erwartungen, die von außen an sie gestellt werden. Dabei bleiben eigene Bedürfnisse nicht selten auf der Strecke. Damit das nicht passiert, ist es für eine Teamplayerin unerlässlich, in irgendeiner Form rechenschaftspflichtig zu sein. Manchmal genügt hier schon eine freundliche Erinnerung durch eine Bekannte oder eine entsprechende App auf dem Handy. Manchmal muss es der kostenpflichtige Fitnessstudiovertrag sein.
  • Rebellin Die Rebellin tut was sie tut, weil sie es genau in diesem Moment tun will. Dieser Persönlichkeitstyp hat Probleme damit sowohl äußere als auch innere Erwartungen zu erfüllen und rebelliert somit nicht nur gegen Regelwerke, die von anderen aufgestellt werden, sondern auch gegen eigene Pläne. Dieser Typ muss Dinge, die ihm wichtig sind, als Teil seiner Identität begreifen, damit er sie erfüllt. Der schnellste Weg herauszufinden, welcher dieser Typen du bist, ist, das von Gretchen Rubin auf https://quiz.gretchenrubin.com/ zur Verfügung gestellte Quiz zu machen. Achtung: Das Quiz steht dort nur auf Englisch zur Verfügung. Ansonsten lege ich dir die Lektüre des Buches “Die 4 Happiness-Typen” ans Herz.

Jetzt aber zurück zum Thema Lernplan:

Wenn du dich beim ersten Lesen gleich einer Typenbeschreibung zuordnen konntest, solltest du beachten, was für dich Sinn ergibt.

Bist du eine Pflichterfüllerin, kannst du dir deinen Kalender nehmen und fröhlich drauf los planen. Keiner wird dich stoppen, solange du realistische Ziele verfolgst. Erfahre dazu hier, wie du Ziele wunderbar mit der SMART-Methode festlegen kannst.

Gehörst du zu den Hinterfragerinnen dieser Welt wird es dir helfen, vor der Planung etwas mehr über deine eigene Leistungskurve zu erfahren und außerdem auch zu verstehen, wie dein Gehirn am besten lernt. Aber Achtung: Verliere dich nicht in unnötigen Recherchen, sondern gib dir einen Tag Zeit, deinen persönlichen Lernplan mithilfe deiner Erkenntnisse zu erstellen und ihn dann mit dem guten Wissen um Sinn und Zweck einzuhalten.

Bist du eine Teamplayerin und machst es gern anderen recht, überlege dir, wie du dich selber dazu zwingen kannst, Rechenschaft abzulegen. Genügt es dir, wenn dich eine App an deinen Lernplan erinnert? Oder brauchst du eine kleine Textnachricht am Morgen von einem lieben Menschen? Vielleicht wäre es auch gut für dich, jeden Tag ein Lernupdate mit einem Lernbuddy zu teilen. Werde kreativ und finde einen Weg, der zu dir passt. Erst dann solltest du dir einen Plan erstellen und diesen dann mit dem jeweiligen Mittel (App oder Mensch) teilen. So stellst du sicher, dass auch wirklich jemand oder etwas kontrollieren kann, ob du deinem Erfolg näher kommst.

Als Rebellin bleibt dir nur eins übrig: Pfeife auf einen konkreten Lernplan und verstehe dich ab sofort als jemand, der lernt. Du solltest dich nicht als jemand verstehen, der eine bestimmte Prüfung mit Bravour bestehen wird. Es geht darum, dass du dich mit dem Weg identifizierst, nicht mit dem Ziel. Wenn du jemand bist, der lernt, wirst du genau das mit Freude tun. Lernen wird für dich zur automatisierten Gewohnheit und ist damit keine Aufgabe mehr, die du (nicht) einhalten willst.

Auf gehts…

Jetzt kann es los gehen. Du hast deinen Lernstoff visualisiert und die Tage gezählt. Du weißt jetzt, wie du Pläne in die Tat umsetzt und nicht prokrastinierst. Wenn du deinen Lernplan noch nicht geschrieben hast, ist jetzt der perfekte Zeitpunkt.

Noch ein paar letzte Hinweise:

Puffer und Pausen im Lernplan beachten

Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du eher zu der Sorte Sprinter statt Marathonläufer beim Lernen gehörst. Dein Plan muss dann nicht vollkommen gleichmäßig gestaltet sein, sondern darf zum Ende hin voller werden. Wichtig ist nur, dass du diese Entscheidung ganz bewusst triffst.

Trotzdem ist es wichtig, genügend Puffer und (!) Pausenzeiten einzuplanen. Ich habe es mir im Studium auch immer gegönnt, am letzten Tag gar nichts mehr zu lernen und vor den beiden Staatsexamina habe ich sogar jeweils eine Woche lang nichts mehr gemacht. Hier gibt es keine One-size-fits-all-Lösung. Wann und wie du Puffer und Pausen planst, hängt von deinen persönlichen Lebensumständen und der verfügbaren Zeit im Verhältnis zur Stoffmenge ab. Dass du Pausen brauchst, ist allerdings zwingend.

Das Parkinsonsche Gesetz und dein Lernplan

Außerdem solltest du im Hinterkopf behalten, dass laut dem Parkinsonschen Gesetz Aufgabe immer so lange dauern, wie wir ihnen Zeit einräumen. Planst du weniger Zeit, bist du tendenziell auch früher fertig, als geplant. Persönlich habe ich deshalb auch immer eine Liste mit Dingen parat liegen, die ich in Pufferphasen erledigen könnte, die aber nicht zwingend notwendig sind. Wenn der Puffer nämlich von vornherein nur als erweiterte Lernzeit angesehen wird, wird genau das auch passieren. Du planst dann eine Stunde für ein konkretes Thema und danach einen halbstündigen Puffer. Fast sicher wirst du anderthalb Stunden für das Thema benötigen. Nimmst du dir allerdings für die Pufferzeit andere Dinge vor, die ebenfalls erledigt werden könnten, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass du nur die angesetzte Stunde zum Lernen benötigst.

Viel Spaß beim Erstellen deines Lernplans!