Wie schwer ist das Jurastudium?
Sucht man nach “Jura studieren” ploppt diese Frage sofort auf: “Wie schwer ist das Jurastudium?” gefolgt von “Was muss man für Jura können?”
Alleine das Vorhandensein dieser Frage deutet darauf hin, dass sich als Antwort eine ganze Menge Mhythen und Vorurteile beharrlich zu halten scheinen. Oder aber das Studium ist wirklich genauso schwer, wie man denkt.
Wenn du gerade anfängst, Jura zu studieren, oder dich fragst, ob das Studium der Rechtswissenschaften das richtige für dich ist, lies dir diesen Beitrag durch. Am Ende hast du Licht im Tunnel und weißt genau, worauf es im Jurastudium wirklich ankommt.
Gerüchtehalber wird immer wieder behauptet, Jura sei trocken und geprägt von stupiden Auswendiglernen. Das ist falsch.
Auswendiglernen bringt dich nicht durch die Klausuren und mit Sicherheit nicht durch zwei Staatsexamina. Rechtliches Verständnis allerdings schon.
Das Tolle: Rechtliches Verständnis ist zwar nötig, aber nicht schwer zu erwerben. Es geht darum, die Gesetzessystematik zu verstehen. Du musst kein Gesetz auswendig lernen, sondern wissen, wo du danach suchen musst. Die Klausuren in Jura bestehen nämlich nicht aus Multiple-Choice-Fragen, sondern aus Fällen, die du lösen sollst.
Da sind dann zum Beispiel zwei Personen, die sich im Fall streiten, bis einer den anderen schlägt. Du musst dann die Frage klären, ob die Person sich strafbar gemacht hat oder zum Beispiel in Notwehr gehandelt hat. Dazu wäre es ausgesprochen konraproduktiv, wenn du einfach nur juristische Vokabeln auswendig gelernt hast.
Denn genauso wie in einer neuen Fremdsprache bringen dich auch in Jura keine Wortfetzen weiter. Statt dessen kommt es darauf an, dass du diese Wortfetzen auch in einen sinnvollen Zusammenhang und vor allem in der richtigen Situation anwenden kannst.
Ähnlich wie bei einer Fremdsprache, die sich während eines Auslandsaufenthalts festigt, ist das auch mit der juristischen Methodik: Übung macht den Meister. Je öfter du Fälle löst und die Gesetzessystematik auf praktische Fälle und Konstellationen anwendest, desto besser wird dein Umgang damit.
Du lernst dann, die Vokabeln außerhalb des auswendifgelernten Repertoires anzuwenden und anzupassen.
Und auf einmal ist das Jurastudium gar nicht mehr schwer?
Die Idee des Jurastudiums, beziehungsweise der gesamten juristischen Ausbildung bis zum zweiten Staatsexamen, ist, dich in die Lage zu versetzen, jeden noch so unbekannten Fall mit Hilfe deines juristischen Handwerkszeugs lösen zu können.
Es geht also wirklich nicht darum, einfach nur alles auswendig zu lernen. Gesetze ändern sich schließlich auch ständig. Unsere gesamte Ausbildung müsste andauernd reformiert werden, wenn wir jede denkbare Konstellation in unserem Kopf haben müssten.
Und genau das wird sie nicht. Also reformiert. Das ist tatsächlich etwas, dass dem Jurastudium ein bisschen Schwere verleiht. Die traditionelle Art, Jura zu studieren, bedeutet freies Lernen und Forschen. Mehr oder weniger so lange du willst und in dem Tempo, das du willst.
Das klingt erstmal klasse. Allerdings nur, wenn du eine Sache begreifst und umsetzen kannst: Disziplin ist notwendig.
Das vielbesungene juristische Handwerkszeugs eignest du dir nicht in zwei Nachtschichten vor einer Klausur an. Kontinuität ist das Zauberwort.
Wenn du es schaffst, kontinuierlich zu lernen, ist Jura nicht besonders schwer. Leider verstehen viele Studierende darunter aber etwas anderes, als ich meine. Stundenlanges Sitzen in der Bibliothek und auf die Lehrbücher starren ist keine notwendige Kontinuität.
Effektives und kontrolliertes Lernen hingegen schon.
Genau das bringe ich dir bei.
Häufig kommt die Aufschiberitis dazwischen. Die gute alte akademische Prokrastination. Immer dann, wenn du eigentlich lernen könntest, tust du aus oberflächlich nachvollziehbaren Gründen etwas anderes? Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du prokrastinierst. Das schadet dir aber leider sehr. Denn so wirst du das Jurastudium schnell als schwer empfinden. Spätestens in der ersten Klausurenphase wirst du dich Fragen, wie du die Stoffmenge, die sich aufgebaut hat, überhaupt noch bewältigen sollst. Genau davor möchte ich dich bewahren.
Mein mentaler SOS-Werkzeugkasten gegen Prokrastination hilft dir dabei, bei akuter Aufschieberitis wieder zurück in einen konzentrierten Modus zu kommen. Ablenkungen sind normal: Richtig gute Jurastudierende schaffen es aber immer wieder zurück in die Konzentration und lassen sich vor allem nicht zu sehr unter Druck setzen. Probier es ruhig mal aus. Den Werkzeugkasten bekommst du hier für 0,00 €.
Zurück zu der Frage: “Wie schwer ist das Studium?”
Die Antwort liegt im Auge des Betrachters. Eine bessere Antwort möchte ich dir nicht geben. Jura ist kein leichtes Fach, aber es muss nicht schwer sein. Wenn du begriffen hast, dass du mit etwas Disziplin und dem Fokus auf den richtigen Dingen (juristisches Handwerkszeug über Auswendiglernen) ins Studium starten musst, hast du super Startvorraussetzungen.
Unabhängig davon hilft es, wenn du sehr gute Deutschkenntnisse hast und du mit der Sprache umgehen kannst. Eine meiner Ausbilderinnen im Referandariat (eine Richterin) sagte mal zu mir: “Worte sind Ihre Waffe. Geben Sie dem Empfänger keine Chance, Sie mit Ihrer eigenen Waffe zu entwaffnen.” Gestochen scharfe Argumentationstechnik und ein gutes Maß an Rhetorik helfen dir auf jeden Fall, Prüfer zu beeindrucken.
Für mich persönlich ist Jura aus einem ganz anderen Grund schwer:
Im Jurastudium lernen wir über Jahre auf eine große Prüfung hin. Und dann nochmal auf eine zweite große Prüfung. Wenn eine dieser Prüfungen nichts wird, ist es vorbei mir dem Traum vom Anwaltsdasein oder der Richterbank, die auf einen wartet. Das finde ich schwer. Der Druck, der zwangsläufig bei jedem Studierenden zum Ende des Studiums hin entsteht, ist gewaltig.
Mit diesem Druck musst du umgehen können. Auch das kannst du lernen. Solltest du auch.
Mentale Stärke im Examen kann nicht nur notentechnisch einen Unterschied machen, sondern dich auch gesund halten.
Nichts ist schlimmer, als vor lauter Stress nicht mehr Schlafen zu können oder ständig Prüfungsangst zu haben.
Ich habe den Druck vor meinem ersten Examen auch gespürt. Trotzdem konnte ich in der letzten Woche vor den Klausuren aufs Lernen verzichten und habe mir ein paar freie Tage gegönnt. Ich habe mich auf das verlassen, was ich die Jahre davor kontinuierlich getan habe: Ich hatte gelernt. Und zum damaligen Zeitpunkt gab es nicht mehr zu tun.
Natürlich hat das immer noch viel mit Disziplin und Organisation zu tun. Das gehört alles dazu. Aber vor allem hat mich mein Mindset durch die Examensvorbereitung und dann durch die Prüfungen gebracht. Ich habe mir selbst zugetraut, eine gute Juristin zu sein. Also habe ich mich auch so verhalten. Ich habe fest an mich selbst geglaubt. Wie genau das gelaufen ist, kannst du hier nachlesen:
Fazit: Ist Jura schwer?
Meiner Meinung nach ganz klar: Nein. Jedenfalls nicht, wenn du die richtigen Schwerpunkte setzt. Aber – und das lernst du dann im Jurastudium – diese Frage lässt sich ohnehin nur mit einer Meinung beantworten und nicht mit einer Tatsachenbehauptung. Es ist also subjektiv.
Ich wünsche dir viel Erfolg für dein Jurastudium.
Anna Lena Stapelfeldt
Zertifizierte Mentaltrainerin, Autorin und Volljuristin